
Kapitel 2.11
Jugend hackt
Das Projekt
Mit Code die Welt verbessern – das ist seit 2013 das Ziel von Jugend hackt, einem Programm für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die Lust auf Technik haben und darauf, sich damit auseinanderzusetzen, wie Technik und Gesellschaft zusammenhängen. Bei Jugend hackt wird natürlich gecodet und gebastelt, es geht uns aber um mehr. Wir wollen einen verantwortungsbewussten Umgang mit Technik vermitteln. Dazu gehört für uns, dass wir uns mit ethischem Hacking auseinandersetzen, aber auch mit der Offenheit von Code und Daten. Technik-Kompetenz ist mehr als etwas, das sich gut im Lebenslauf macht. Es geht uns also nicht darum, die Jugendlichen auf einen konkreten Beruf vorzubereiten oder möglichst früh Kontakte zur Wirtschaft zu knüpfen. Lernen heißt für uns vor allem, sich selbst auszuprobieren und auch Fehler zu machen. Unser pädagogischer Ansatz folgt daher stark dem erfahrungsbasierten Lernen. Gemeinsam mit unseren ehrenamtlichen Mentor:innen können die Jugendlichen bei Jugend hackt eigene Projektideen entwickeln und sie gemeinsam umsetzen.
Was ist 2024 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit September 2013.
Budget
2024
Einnahmen: 793.244 €
Ausgaben: 805.374 €
davon Personalausgaben: 288.834 €
davon Sachausgaben: 516.539 €
2023
Einnahmen: 959.626 €
Ausgaben: 957.415 €
davon Personalausgaben: 258.119 €
davon Sachausgaben: 699.295 €
Personal
Projektleiterinnen: Nina Schröter, Anne Ware
Projektmanagerinnen: Ragna-Rasmus Höfgen, Lisa Jahn
Community Manager: Philip Steffan
studentischer Mitarbeiter: Benjamin Laske
Bundesfreiwilligendienstleistende: Carl Koloska, Megan Versteeg
Ehrenamtliche Arbeit
über 8.000 Stunden
Partner:innen
mediale pfade.org – Verein für Medienbildung; außerdem gibt es viele weitere lokale Partnerorganisationen: Jugend hackt hat ein großes Netzwerk, mit dem wir gemeinsam vor Ort in verschiedenen Städten das Programm umsetzen.
Förderung
Deutsche Bahn Stiftung, Sächsisches Staatsministerium für Kultus, Datev-Stiftung Zukunft, Robert-Rothe-Stiftung, Arnfried und Hannelore Meyer-Stiftung, Sammelfonds der Berliner Justiz für Geldauflagen, Heidehof Stiftung, Projektfonds Medien und Bildung Hamburg, Zeit-Stiftung, Homann Stiftung, außerdem Sponsorings und Spenden von Unternehmen sowie Spenden von Privatpersonen
Inhaltliche Schwerpunkte
Auch 2024 war Jugend hackt viel unterwegs: Beim 38c3 des CCC, in Offenbach auf dem Mainuferfest, auf der TINCON, als 1-monatiges Games Lab Pop Up in Augsburg, beim Hackday im Rathaus Moers oder bei der Ulmer Kulturnacht. 2024 haben wir wieder an mehreren Standorten wiederkehrende Angebote nur für Mädchen, inter, nonbinäre, trans- und agender Jugendliche (MINTA) gestartet: In Dresden in Form eines ganztägigen Hackdays sowie in den Labs in Berlin und Potsdam in Form von wiederkehrenden Workshop-Angeboten. Die Jugendlichen in den verschiedenen Jugend hackt-Angeboten haben in ihren eigenen Projekten inhaltliche Schwerpunkte gesetzt: Das Thema Schule, vor allem Digitalisierung von Schule hat auch in diesem Jahr viele Jugendliche umgetrieben und sich unter anderem in Projekten wie „Alle können lernen“ und „Quizzy“ gezeigt. Lernen und der Umgang mit Wissen ist aber nicht nur in der Schule ein wichtiges Thema. Verschiedene Projekte wie zum Beispiel „ArtCode“ und „WikiInsta“ beschäftigen sich mit einer spielerischen oder digitalen Wissensvermittlung. 2024 war für viele Jugendliche auch die mentale Gesundheit ein wichtiges Thema, häufig in Zusammenhang mit Sozialen Medien. Projekte, die sich hiermit beschäftigt haben, waren zum Beispiel „Comfort Board“ und „Actually Real“. Mit den Themen Datenschutz und Online-Sicherheit hat sich unter anderem das Projekt „‚;– can i be doxxed?“ auseinandergesetzt.
Output
2024 fanden acht Wochenend-Events in Frankfurt, München, Köln, Zürich, Mannheim, Hamburg, Luzern und Berlin statt. Das Team in Dresden organisierte zusätzlich noch zwei weitere eintägige Hackdays im Oktober und Dezember, darunter ein Hackday, der sich explizit an Mädchen sowie inter, nicht-binäre, trans und agender Jugendliche richtete. Ganz besonders freuen wir uns, dass unser Jugendbeirat erstmals eine eigene Veranstaltung organisiert hat. Der Beirat hatte zum Alpaka-Community-Treffen im November eingeladen. Das gemeinsame Wochenende fand im ABC Bildungszentrum in Hüll statt.
Der Jugendbeirat ist die Vertretung von jungen Menschen aus unserer Community, die das Programm Jugend hackt mitgestalten wollen. Seit 2022 tauscht sich der Beirat laufend online und bei regelmäßigen Treffen aus.
Unsere lokalen Lab-Leads, Event-Organisatoren und Mentor:innen kamen im September zu einem gemeinsamen Netzwerktreffen in unserem Jugend hackt Lab in Heilbronn zusammen, um sich über Best Practices, Erfahrungen und Planungen für die Zukunft auszutauschen.
Outcome
Insgesamt hatten wir in diesem Jahr 483 Jugendliche auf unseren Events, die dort ihre eigenen Projekte erdacht und umgesetzt haben. Das Lab-Netzwerk hat 2023 über 500 Workshop-Angebote auf die Beine gestellt und damit mehr als 2000 Jugendliche erreicht, von denen viele regelmäßig teilnehmen und wieder kommen. In unserer Online-Community für Jugendliche wird lebhaft diskutiert. Die Jugendlichen erfahren Selbstwirksamkeit und übernehmen aktive Rollen im Programm als Mentor:innen, als Vortragende und Workshopleiter:innen in den Labs und online, als gleichberechtigte Ansprechpartner:innen in inhaltlichen Fragen.
Impact
Insgesamt hatten wir in diesem Jahr 350 Jugendliche auf unseren Events, die dort ihre eigenen Projekte erdacht und umgesetzt haben. Das Lab-Netzwerk hat 2024 über 400 Workshop-Angebote auf die Beine gestellt und damit mehr als 3000 Jugendliche erreicht, von denen viele regelmäßig teilnehmen und wieder kommen. In unserer Online-Community für Jugendliche wird lebhaft diskutiert. Die Jugendlichen erfahren Selbstwirksamkeit und übernehmen aktive Rollen im Programm als Mentor:innen, als Vortragende und Workshopleiter:innen in den Labs und online, als gleichberechtigte Ansprechpartner:innen in inhaltlichen Fragen.
Evaluation
Innerhalb des Jugend-hackt-Teams überprüfen wir anhand unserer Jahresziele und Meilensteine das Erreichen der Ziele und justieren unsere Abläufe. Hierzu kommen wir einmal im Jahr in unserem Team zu einer Klausurtagung zusammen und führen wir zweimal im Jahr ein ➠Netzwerktreffen mit allen Partnerorganisationen durch. In unseren monatlichen Netzwerk-Calls sprechen unsere Event-Orgateams und Lab-Leads über Inhalte, Didaktik und organisatorische Aspekte. Der tägliche Austausch läuft über unsere interne Online-Community. Neben dem Monitoring darüber, wie viele Jugendliche wir online und bei unseren Veranstaltungen erreichen, führen wir regelmäßig Gespräche mit den Jugendlichen, um zu überprüfen, welche Bedarfe und Verbesserungsvorschläge unsere Zielgruppe hat.
Ausblick
Für 2025 sind zunächst acht Wochenend-Events geplant. Auch unser Jugendbeirat plant für 2025 erneut ein eigenes Event. In Berlin widmen wir uns in diesem Jahr verstärkt den Themen Bildung und Bildungschancen: Wir planen für 2025 eine eintägige Jugendkonferenz zum Thema Bildung, die „Beyond Education“. Unser Jugend hackt Event in Berlin wird ebenfalls unter dem Titel „Hack your Education“ stattfinden. In einer Workshopreihe wollen wir uns in Berlin unter dem Titel „Jugend.Macht.Code“ mit (digitalen) Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen beschäftigen.
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Das Problem
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Jugendliche erleben eine Welt, die durch Technik geformt wird, die nur von einem kleinen Teil der Gesellschaft gemacht wird.
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Mögliche Ursachen
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Ungleiche Bildungschancen,
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fehlende Sensibilität für Machtstrukturen,
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eine grundlegende gesellschaftliche Technik-Skepsis,
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mangelnde Anerkennung für die Programmierbegeisterung bei Jugendlichen,
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fehlende offene Lernräume mit passenden Angeboten in ihrer Nähe sowie
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der oft noch fehlende Blick für die gesellschaftlichen Chancen der Digitalisierung
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führen dazu, dass
in einer Gesellschaft, deren Möglichkeiten immer stärker von technischen Systemen geformt wird, ein Ungleichgewicht zugunsten der nicht repräsentativen Gruppe herrscht, die diese Systeme entwirft und produziert.
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Lösungsansatz
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Jugend-Hackathons
Jugendliche vernetzen sich mit Gleichgesinnten, arbeiten an digitalen Projekten und setzen sich gleichzeitig mit deren gesellschaftlichen und ethischen Implikationen auseinander.
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Workshops und offene Angebote in Labs
Jugendliche können in ihrer Nähe regelmäßig Gleichgesinnte treffen, neue Fähigkeiten erlernen und ausprobieren und gemeinsam an eigenen Projekten arbeiten.
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Angestrebte Wirkung
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auf Jugendliche, die gerne programmieren oder es lernen wollen
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Jugendliche erweitern ihr Wissen und ihre Reflexions- und Teamfähigkeit,
- vertiefen ihre Problemlösungsfähigkeiten,
- entwickeln eine Sensibilität für Verantwortung/Ethik in der Technik und
- erleben (politische) Selbstwirksamkeit.
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auf Jugendliche, die die in der Technikszene eher unterrepräsentiert sind
- Jugendliche entwickeln Zugehörigkeitsgefühl und ein positives Selbstbild,
- erfahren eine Bestätigung der eigenen Kompetenzen als relevant und erleben ein Umfeld, das sie gleichberechtigt akzeptiert.
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auf die Gesellschaft
Jugendliche vernetzen sich und sind motiviert, sich gesellschaftlich zu engagieren. Es entsteht mehr Beteiligung in Form von digitalem Ehrenamt sowie eine breitere Reflexion über ethische Fragen der Digitalisierung.
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